#1

Fragen zum Kodex

in Fragerunde 08.12.2014 13:44
von Tyrus • 57 Beiträge

Fragen zum Kodex
Ich stelle im Folgenden einige Fragen zu Sätzen im Kodex, die mir z. T. nicht ganz verständlich sind und würde mich freuen, wenn diese Fragen eine Antwort finden würden.

"Der Jedi schult sich stets in den drei Bereichen Körper, Geist und Macht,"
Ist nicht ein Mensch, der sich in Körper und Geist entwickelt, ein "mächtiger" Mensch, in dem Sinne, dass er sich seine Eigenschaften zu nutze machen kann, um etwas in seinem Sinne zu verändern? Wozu braucht es daneben noch die Macht als etwas drittes, externes? Müsste man nicht eher sagen: Durch die Entwicklung seiner geistigen und körperlichen Fähigkeiten wird der Jedi zu einem Anwender der Macht in einem positiven Sinne.

"Alles Seiende ist Energie."
Was ist hier mit Energie gemeint? Energie kommt ja aus dem altgriechischen und ist zusammengesetzt aus en („innen“) und ergon („Wirken“).
Ist mit dem Satz gemeint, dass das Seiende jene Grundlage ist, aus der heraus "Wirken" möglich ist und stattfindet.

"Der Jedi dient als Resonanzgefäß der Macht und agiert in Harmonie mit der Welt."
Resonanz kommt aus dem lateinischen resonare und bedeutet „widerhallen“, bzw. mitschwingen. Man könnte dies so verstehen, dass der Jedi rein passiv jenen Inhalten folgt, die ihm das Gespür für die Macht eingibt. Die Macht selber ist aber weder gut noch böses, sondern sie hat ein helle und dunkle Seite. Müsste es also nicht vielmehr heißen, dass der Jedi die Macht in die Richtung der hellen Seite hin bündelt?

"Wenn der Jedi versteht, dass es kein Selbst gibt lässt er los, bildet eine Einheit mit allem anderen und erweitert sich unsagbar"
Wie ist dieser Satz zu verstehen? Was ist das Selbst? Was heißt es sich unsagbar zu erweitern?

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#2

RE: Fragen zum Kodex

in Fragerunde 08.12.2014 14:16
von Rinam Sewie • 670 Beiträge

Bitte hab einen Moment Geduld, bis ich zuhause bin, dann beantworte ich deine Fragen vom PC aus


"Wer auch nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt"

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#3

RE: Fragen zum Kodex

in Fragerunde 08.12.2014 15:54
von Rinam Sewie • 670 Beiträge

Zitat
"Der Jedi schult sich stets in den drei Bereichen Körper, Geist und Macht,"
Ist nicht ein Mensch, der sich in Körper und Geist entwickelt, ein "mächtiger" Mensch, in dem Sinne, dass er sich seine Eigenschaften zu nutze machen kann, um etwas in seinem Sinne zu verändern? Wozu braucht es daneben noch die Macht als etwas drittes, externes? Müsste man nicht eher sagen: Durch die Entwicklung seiner geistigen und körperlichen Fähigkeiten wird der Jedi zu einem Anwender der Macht in einem positiven Sinne.


Dein letzter Satz ist soweit richtig, dennoch personifiziert er die acht als ein Drittes, was du soeben noch angezweifelt hast. Die Antwort auf deine Frage sollte eigentlich der Punkt "Training der Macht" liefern:
Der Mensch an sich ist im Grunde nur eine bestimmte Form dessen, was wir als die Macht verstehen.


Die nächsten Punkte müssen für ein bessere Verständnis einfach zusammen gefügt werden.
Das alles eine Form von Energie ist, sollte denke ich klar auf der Hand liegen. Was wir als das Mysterium der Macht verstehen ist im Grunde wissenschaftlich einfach nachweisbar, weil diese Formen der Energien die sind, die auch jeder aus der Physik kennt: Wärme, Wind, Elektrizität...
Auch in lebenden Organismen als lebende Kraftwerke finden viele solcher Wechselwirkungen statt. Im Stoffwechsel werden chemischen Bausteine zur Energieerzeugung oxidiert oder der Muskeltonus funktioniert beispielsweise zu einem Gewissen Anteil mit Strom.
Ein Resonanzgefäß der Macht zu sein bedeutet für den Jedi nichts weiter, als selbst ein riesiger Träger der Energien zu sein, die in überall umgeben.
"Mit der Welt in Harmonie zu agieren" ist demnach die Einsicht, dass man in Wahrheit nichts weiter als ein Teil von allem ist. Alles ist im Grunde Eins.

Darf ich fragen, welche Asoziationen du mit diesem helle/dunkle Seite verbindest?

Zitat
"Wenn der Jedi versteht, dass es kein Selbst gibt lässt er los, bildet eine Einheit mit allem anderen und erweitert sich unsagbar"


Um es zunächst sinngemäß mit den Worten meines Mentors auf die gleiche Frage zu beantworten:
"Das ist etwas, was man nur schwer mit Worten erklären kann. Du kannst schließlich niemandem sinnvoll erläutern, wie es sich anfühlt, das erste Mal Fahrrad zu fahren. Sowas muss man selbst tun um es zu verstehen."
Ich kann nur versuchen, es dir mit meiner damaligen Interpretation zu erklären.

Zitat
14.08.2013
„Wenn der Jedi versteht, dass es kein Selbst gibt, lässt er los, bildet eine Einheit mit allem anderen und erweitert sich unsagbar.“
Vrooktar hat mir gesagt, dass man diesen Satz nicht in Worte fassen kann. Es sei, als würde man versuchen zu erklären wie es ist, das erste Mal Fahrrad zu fahren oder sich zu verlieben. Ich kann sein Statement nachvollziehen, man kann es wirklich mehr fühlen als beschreiben.
Ich habe diesen Satz sehr lange verinnerlicht du darüber meditiert. Ich habe nicht darüber nachgedacht, sondern in geistiger Abwesenheit diesen Satz immer wieder rezitiert und auf seine Wirkung gewartet.
ich kann im Höchstfall nur wage versuchen, ihn in Worte zu fassen. Ich würde es so beschreiben, dass es die physisch irdische Anhaftung des Jedi betrifft. Er muss sich im Geiste, mit der Macht an seiner Seite, von jeglicher irdischer Anhaftung wie die Erkenntnis seines Körpers oder der Umwelt abwenden, um somit loszulassen und sich zugleich mit allem vereinen.
Der nächste könnte es schon wieder anders beschreiben, aber so ist mein jetziger Stand der Dinge.




Ich hoffe, ich konnte helfen. Für Rückfragen stehen wir natürlich gerne zur Verfügung.


"Wer auch nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt"

zuletzt bearbeitet 08.12.2014 15:55 | nach oben springen

#4

RE: Fragen zum Kodex

in Fragerunde 08.12.2014 17:40
von Tyrus • 57 Beiträge

Zitat
"Dein letzter Satz ist soweit richtig, dennoch personifiziert er die Macht als ein Drittes"


Man kann vielleicht sagen, der ganze Mensch ist als solcher ein Ausführer der Macht, was insofern über das körperliche und geistige - getrennt voneinander gedacht - hinausgeht. Vielleicht wäre es dann treffender es andersherum zu formulieren: Der Jedi schult sich in der Macht, geistig und körperlich.

Zitat

"Darf ich fragen, welche Asoziationen du mit diesem helle/dunkle Seite verbindest?"


Für mich sind die helle und dunkle Seite der Macht Metaphern für gutes und schlechtes Handeln. Wenn ich z. B. jemand Unschuldiges töte, nutze ich meine Macht auf eine dunkle Art, wohingegen wenn ich einem Hilfebedürftigen helfe, ich die helle Seite der Macht nutze.

Zitat
"Das alles eine Form von Energie ist, sollte denke ich klar auf der Hand liegen. Was wir als das Mysterium der Macht verstehen ist im Grunde wissenschaftlich einfach nachweisbar, weil diese Formen der Energien die sind, die auch jeder aus der Physik kennt: Wärme, Wind, Elektrizität..."


Ich muss sagen, ich weiß allzu viel über Physik: Aber ist es nicht ein Unterschied zu sagen, es gibt Energie und dies hängt mit der Materie zusammen und zu sagen: alles Seiende ist Energie. Ist jedes Atom Energie?

Zitat
"Wenn der Jedi versteht, dass es kein Selbst gibt lässt er los, bildet eine Einheit mit allem anderen und erweitert sich unsagbar"


Also ihr würdet sagen, das ganze Universum bildet eine Einheit - die Macht - von der der Mensch ein untrennbarer Teil ist, und der ihr nicht unabhängig gegenübersteht?
Was ich daran schwierig finde, ist, dass wie gesagt die Macht - bzw. das Universum und unsere Möglichkeit darin zu agieren - noch nicht an sich etwas gutes ist (denn im Universum ist der allergrößte Teil des Seins tote Materie). Vielmehr liegt im Leben etwas gutes, das sich aber nur in Abgrenzung zur toten Materie erhalten kann. Es geht darum, die Macht auf eine Weise zu nutzen, dass sie lebensfördernd ist - die helle Seite der Macht. Die Dunkle Seite der Macht führt zu Leid und Tot. Deshalb: Mit "allem" eins sein zu wollen, macht Sinn, wenn Gott und das Universum irgendwie zusammenhängen. Wenn es keinen Gott gibt, macht es glaube ich nur Sinn, mit allem Leben - in Abgrenzung zum Tot - sich eins zu fühlen, weil alles Leben eine Quelle der hellen Seite der Macht ist. Auch die Materie ist - als Basis auf der Leben überhaupt erst existieren kann - z. T. lebensfördernd, aber das Universum an sich ist nicht in all seinen Strukturen auf Leben ausgerichtet, auch wenn es natürlich Leben an einigen Orten ermöglicht. Sich mit allem eins zu fühlen, hieße auch, sich mit dem Tot und der Kälte eins zu fühlen, und nicht mehr primär auf das Leben ausgerichtet zu sein.

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#5

RE: Fragen zum Kodex

in Fragerunde 08.12.2014 18:06
von Rinam Sewie • 670 Beiträge

Zitat
Man kann vielleicht sagen, der ganze Mensch ist als solcher ein Ausführer der Macht, was insofern über das körperliche und geistige - getrennt voneinander gedacht - hinausgeht. Vielleicht wäre es dann treffender es andersherum zu formulieren: Der Jedi schult sich in der Macht, geistig und körperlich.


Es ist eher weniger ein Ausführer, als mehr ei Träger mit einer tiefgründigeren Art an Tiefensensibilität, wenn man es so nennen will.
Bist du hier, um unserem Kodex Formfehler zu bevormunden?
Zumal sich der Einsteiger erst der Präsenz seines Körpers, dann der seines Geistes und dann in den meisten Fällen erst der Macht bewusst wird. In welcher Reihenfolge man es nun aufzählt spielt keine Rolle, da alles gleicher Bedeutung ist, ineinander verflochten ist und miteinander harmoniert.

Zitat
Für mich sind die helle und dunkle Seite der Macht Metaphern für gutes und schlechtes Handeln. Wenn ich z. B. jemand Unschuldiges töte, nutze ich meine Macht auf eine dunkle Art, wohingegen wenn ich einem Hilfebedürftigen helfe, ich die helle Seite der Macht nutze.


Von diesem Standpunkt betrachtet ja. Dann verfolgt ein Jedi klar den Weg des Lichtes. Auch sein ewiges Streben nach weiterer Vervollkommung und nach Erleuchtung kann man als diesen assoziieren.
Was jedoch diese Gliederung von beispielsweise Emotionen betrifft, so gibt es kein hell oder dunkel. Selbst Gefühle wie Aggression, Furcht oder Zorn sind uns nicht fremd, ja manchmal verwenden wir sie auch bewusst. Jedoch produktiv:

Zitat
Ein Jedi lässt sich nicht von Gefühlen überwältigen, sondern nutzt sie stattdessen bewusst und sinnvoll.


"Ein Jedi, der sich von Emotionen kontrollieren lässt, ist kein Jedi. Ein Jedi, der keine Emotionen kennt, ist kein Mensch!"

Zitat
Ich muss sagen, ich weiß allzu viel über Physik: Aber ist es nicht ein Unterschied zu sagen, es gibt Energie und dies hängt mit der Materie zusammen und zu sagen: alles Seiende ist Energie. Ist jedes Atom Energie?


Du fixierst dich hierbei noch zu sehr auf die Wissenschaft. Aus anatomischer Sicht lässt sich deine Frage logisch beantworten: Wenn die Atome in unserer Nahrung keine Energie beinhalten würden, dann würden sie auch erst nicht vom Organismus verdaut werden ;)
Alles weitere müssen wir selbst im inneren kennen lernen.

Zitat
Also ihr würdet sagen, das ganze Universum bildet eine Einheit - die Macht - von der der Mensch ein untrennbarer Teil ist, und der ihr nicht unabhängig gegenübersteht?
Was ich daran schwierig finde, ist, dass wie gesagt die Macht - bzw. das Universum und unsere Möglichkeit darin zu agieren - noch nicht an sich etwas gutes ist (denn im Universum ist der allergrößte Teil des Seins tote Materie). Vielmehr liegt im Leben etwas gutes, das sich aber nur in Abgrenzung zur toten Materie erhalten kann. Es geht darum, die Macht auf eine Weise zu nutzen, dass sie lebensfördernd ist - die helle Seite der Macht. Die Dunkle Seite der Macht führt zu Leid und Tot. Deshalb: Mit "allem" eins sein zu wollen, macht Sinn, wenn Gott und das Universum irgendwie zusammenhängen. Wenn es keinen Gott gibt, macht es glaube ich nur Sinn, mit allem Leben - in Abgrenzung zum Tot - sich eins zu fühlen, weil alles Leben eine Quelle der hellen Seite der Macht ist. Auch die Materie ist - als Basis auf der Leben überhaupt erst existieren kann - z. T. lebensfördernd, aber das Universum an sich ist nicht in all seinen Strukturen auf Leben ausgerichtet, auch wenn es natürlich Leben an einigen Orten ermöglicht. Sich mit allem eins zu fühlen, hieße auch, sich mit dem Tot und der Kälte eins zu fühlen, und nicht mehr primär auf das Leben ausgerichtet zu sein.



Der Glaube, dass Leben und Tod zwei verschiedene Dinge sind und der Tod als menschlicher Inbegriff des Übels ist, ist eine der klassischsten Illusionen auf diesem Dasein.
Um es mal plump, aber dennoch hilfreich mir dem klassischen Kodex der Jedi einzuleiten.
"Es gibt keinen Tod, nur die Macht."
Jedes Leben in Form eines Wesens ist nur eine Verkörperung dieses in einem neuen Abschnitt. Endet das Leben jenes Wesen, und es stirbt, so erlässt das Bewusstsein, man könnte sagen die Seele, diese fleischliche Hülle. Sein beigesetzter Körper wird dann (Achtung: das wird etwas appetit hemmend) von Bakterien und anderem Ungeziefer gefressen und aufgenommen. Somit wird die verwesende Materie wieder Teil des Leben.
Alles Leben auf dieser Welt wird im Grunde nie ausgelöscht und endet als vollends tot, es durchlebt nur immer wieder einen anderen Wandel.

Wer die Erkenntnis der ewigen Vergänglichkeit, die des unausweichlichen "Todes" und die Erkenntnis des ewigen Wandels für sich erkannt hat, der erkennt für sich selbst, dass der Tod als solcher nur eine Illusion ist und man keineswegs Furcht davor wahren muss. Im Moment dieser Erkenntnis, kann ein Mensch erst wahrlich beginnen, zu leben.


"Wer auch nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt"

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#6

RE: Fragen zum Kodex

in Fragerunde 08.12.2014 18:35
von Tyrus • 57 Beiträge

Aus der Philosophie bin es gewohnt Dinge gründlich zu analysieren und eventuell neu zu formulieren. Euch sollte es doch hilfreich sein, zu wissen, an welchen Stellen des Kodex ich mir Fragen stelle? Es ging mir nicht um eine andere Reihenfolge, sondern darum, wie dies aufzufassen ist. Die Vorstellung, dass es "drei Bereiche" gibt, in denen eine Schulung stattfindet, erweckt beim Lesenden die Assoziation, dass diese Bereiche klar voneinander zu unterscheiden wären. Dass diese Abtrennung so nicht existiert, wäre in dem Satz, den ich vorgeschlagen hatte, m. E. besser ausgedrückt. Wenn ihr wollt, dass ich euch auf die Form- und Rechtschreibfehler in dem Kodex hinweise, kann ich das gerne tun, war aber nicht das Anliegen, sondern es ging um ein tieferes Verständnis, um mir darüber klar zu werden, ob ich mir diesen Kodex auferlegen kann.


Zitat
Was jedoch diese Gliederung von beispielsweise Emotionen betrifft, so gibt es kein hell oder dunkel. Selbst Gefühle wie Aggression, Furcht oder Zorn sind uns nicht fremd, ja manchmal verwenden wir sie auch bewusst. Jedoch produktiv:


Auch hier gibt es hell oder dunkel, aber eben nicht allgemein. Du hast recht darin, dass Zorn erst einmal nicht bestimmt ist. Wenn er produktiv ist und auf die Erhaltung des Lebens abzielt, entspricht er der hellen Seite der Macht auch wenn dasselbe Gefühl, wenn es nur auf Zerstörung abzielt, der dunklen Seite entspricht.

Zitat
Du fixierst dich hierbei noch zu sehr auf die Wissenschaft. Aus anatomischer Sicht lässt sich deine Frage logisch beantworten: Wenn die Atome in unserer Nahrung keine Energie beinhalten würden, dann würden sie auch erst nicht vom Organismus verdaut werden ;)
Alles weitere müssen wir selbst im inneren kennen lernen.


Wie gesagt, ich kenne mich mit Physik nicht allzu gut aus. Aber meine Vermutung ist, dass es materielle Strukturen sind, die Energie enthalten, dass aber die Beschreibung, alles Seiende (bis ins kleinste Atom) ist Energie zu weit geht und auch eigentlich nicht unbedingt zentral ist. Zentral im Jediismus ist m. E. das Leben und seine Erhaltung und Entfaltung. Die tote Materie kann man nicht entfalten, weil man keine Materie neu aus dem Nichts erschaffen kann, sondern nur umwandeln. Es geht darum unsere Macht zu benutzen, um das Leben zu erhalten.

Zitat
Der Glaube, dass Leben und Tod zwei verschiedene Dinge sind und der Tod als menschlicher Inbegriff des Übels ist, ist eine der klassischsten Illusionen auf diesem Dasein.
Um es mal plump, aber dennoch hilfreich mir dem klassischen Kodex der Jedi einzuleiten.
"Es gibt keinen Tod, nur die Macht."
Jedes Leben in Form eines Wesens ist nur eine Verkörperung dieses in einem neuen Abschnitt. Endet das Leben jenes Wesen, und es stirbt, so erlässt das Bewusstsein, man könnte sagen die Seele, diese fleischliche Hülle. Sein beigesetzter Körper wird dann (Achtung: das wird etwas appetit hemmend) von Bakterien und anderem Ungeziefer gefressen und aufgenommen. Somit wird die verwesende Materie wieder Teil des Leben.
Alles Leben auf dieser Welt wird im Grunde nie ausgelöscht und endet als vollends tot, es durchlebt nur immer wieder einen anderen Wandel.
Wer die Erkenntnis der ewigen Vergänglichkeit, die des unausweichlichen "Todes" und die Erkenntnis des ewigen Wandels für sich erkannt hat, der erkennt für sich selbst, dass der Tod als solcher nur eine Illusion ist und man keineswegs Furcht davor wahren muss. Im Moment dieser Erkenntnis, kann ein Mensch erst wahrlich beginnen, zu leben.


Ich würde das eher anders ausdrücken: Leben ist miteinander verknüpft und der Tod hat im Kreislauf des Lebens einen wichtigen Bestandteil. Wir leben auch in unseren Taten in anderem Leben weiter. Insofern ist der Tod nichts, was man fürchten müsste und er ist auch kein endgültiges Ende, in dem Sinne, das man überhaupt nicht mehr mit dem Leben verknüpft wäre. Es ist nur das Ende des individuellen Bewusstseins.
Nichtsdestotrotz ist das Leben von dem Toten abzugrenzen und haben wir uns für das Leben zu entscheiden. Die Kreisläufe von denen du sprichst, werden irgendwann enden, wenn die Erde irgendwann keine Bedingungen mehr bietet, das Leben auf ihr existieren kann. Leben und Tod sind und bleiben letztlich Gegensätze. Nur wenn man dies erkennt, kann man sich für das Leben entscheiden.

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#7

RE: Fragen zum Kodex

in Fragerunde 08.12.2014 19:50
von Aganto • 2.074 Beiträge

Einleitend kann ich erst einmal sagen, dass du grundsätzlich nicht erwarten darfst, dass du von jedem Mitglied die gleiche Antwort auf die Fragen bekommen wirst, die du über den Kodex hast.
Der Kodex ist in vielerlei Hinsicht sehr eindeutig und klar, aber er lässt an bestimmten Punkten eben auch Freiräume die für bestimmte Punkte notwendig sind, da man sie sonst nicht in der Kürze wiedergeben könnte.
Die Macht ist etwas über das ich zwölf Bände schreiben könnte und würde schlussendlich dennoch unzähliges unterschlagen haben.

Viel leichter als "Körper", "Geist" und "Macht" sind denke ich die 3 Qualitäten in denen diese 3 sich kanalisieren zu erklären.
Beim Körper scheint das ganze noch recht einfach, damit sind im wesentlichen die Fertigkeiten gemeint die wir mit unserem Körper erlangen.
Beim Geist ist das ganze schon schwieriger, weil er nunmal nicht klar greifbar ist. Immerhin ist aber sein Wirken zumindest relativ gut analysierbar, von daher kann man vermutlich die Fertigkeiten des Intellekts darunter verstehen ohne die Begrifflichkeit dabei zu sehr zum Opfer einer Vereinfachung zu machen.
Mit der Macht wirds nun richtig hakelig. Wie gesagt, darauf kann dir der ein oder andere eine andere konkrete Antwort geben ohne, dass die eine richtiger sein muss als die andere, ich für meinen Teil pflege als das was die Macht in uns kanalisiert, das was sie in uns auslöst, wenn wir uns erlauben ihr Resonanzgefäß zu sein, die Weisheit zu bezeichnen.

Um das mit den Worten eines anderen zu beschreiben.

Zitat
Weisheit ist die Harmonie zwischen unserem Geist und den Gesetzen der Wirklichkeit, unserem Denken und der Wahrheit. Ich denke, sie ist in der Lage, den Kern der Sache zu Erkennen, und eine ganzheitliche Lösung zu finden. Sie ist Ausdruck unserer schöpferischen, von der Macht gegebenen Gefühle, einem umfassenden Wissen und Willen ganzheitlich zu Sehen und zu Handeln.



Das Thema im Kern mag dir nebulös erscheinen, deshalb wird es im Kodex auch nicht weiter konkretisiert und du tust gut daran Dinge zu hinterfragen die du so nicht nachvollziehen kannst, aber du solltest nicht glauben, dass das Thema nebulös ist, nur weil es keinen adäquaten Ausdruck in unserer Sprache gibt es zu beschreiben. Ich könnte dir sagen, dass die Macht das ist was wir erleben, wenn das Satori unser Tor zum Durchschauen unserer von uns selbst eingebildeten Ich-Natur aufstößt und Jōriki uns begleitet.
Doch auch, wenn diese Vokabeln aus dem Zen uns erlauben dem Kind einen Namen zu geben bringt dich das ganze noch keinen Meter weiter auf dem Weg zur eigentlichen Erkenntnis.
Der Weg zum Verstehen von alledem ist absolut eindeutig und klar.
Doch du wirst durch Geisteskraft nicht verstehen lernen, wie etwas funktioniert, das außerhalb ihres Bereiches, im Wesen der Macht begründet liegt.
Genauso wie du durch Geisteskraft allein auch viele Dinge nicht verstehen lernen kannst die im Bereich des Körpers liegen.


Lerne das unbeherrschbare zu vermeiden und das unvermeidbare zu beherrschen.
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#8

RE: Fragen zum Kodex

in Fragerunde 09.12.2014 12:35
von Tyrus • 57 Beiträge

Es mag tatsächlich sein, dass mir eine bestimmte Erfahrungsebene fehlt, die rein rational nicht zu erfassen ist. Die Gefahr besteht aber immer, dass jemand von einer solchen Erfahrungsebene redet, die in Wirklichkeit nur in seiner Einbildung existiert. Ich glaube deshalb, dass es nicht unbedingt falsch ist, an die Dinge mit dem Ansatz der Vernunft heranzugehen, selbst wenn dadurch vielleicht tatsächlich nicht alles erfasst werden kann.

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#9

RE: Fragen zum Kodex

in Fragerunde 09.12.2014 14:43
von Aganto • 2.074 Beiträge

Dagegen spricht nichts.
Aber Vernunft hat mit dem was du verstehen kannst nicht unbedingt viel zu tun.
Es gibt genügend Dinge die von genügend Menschen nicht verstanden werden.
Das macht es für diese Leute aber noch lange nicht vernünftig deren Existenz zu leugnen.

Man redet ja von keiner Materie die nur 2 oder 3 Personen postulieren, sondern es ist für jeden erfahrbar, sofern er sich damit befasst und die Effekte sind von der Wissenschaft hinreichend erforscht und beobachtet um ihre Existenz nachzuvollziehen.
Man ist halt nur bislang nicht soweit die Erklärungsansätze falsifizieren zu können.
Also im Kern so wie es Newton mit der Schwerkraft damals ging.


Lerne das unbeherrschbare zu vermeiden und das unvermeidbare zu beherrschen.
zuletzt bearbeitet 09.12.2014 14:44 | nach oben springen

#10

RE: Fragen zum Kodex

in Fragerunde 09.12.2014 14:45
von Leito (gelöscht)
avatar

Ich würde gern etwas zu deiner Einteilung der Macht in Hell und Dunkel beitragen Tyrus.

Ich persönlich halte eine solche Einteilung für fahrlässig.
Die Macht an sich ist als natürliches Phänomen neutral weder gut noch schlecht. Ein Tsunami der jede Menge Menschen tötet ist nicht böse ein Löwe der die Gazelle frisst ebenso wenig. Delfine töten auch manchmal aus vergnügen das macht sie aber nicht zu bösen Meer-Sith-Lords.
Ich glaube ebenso das deine Handlungen völlig irrelevant für die Macht an sich ist. Solltest du jemanden töten heist das noch nicht das du ein schlechter Mensch bist und nun der dunklen Seite "verfällst". Es könnte sich ebenso um einen Unfall oder Notwehr handeln. Und selbst Leute die Berufsverbrecher sind können sich für ihre Taten mit schlechter Erziehung oder sogar dem "Verbrechergen" rechtfertigen.

Die Natur an sich ist weder gut noch böse sie ist nur existent.
Ich denke das ist ein bisschen Menschliches Schubladendenken es gibt Gute und Schlechte Taten. Sowas sollte ein Jedi überwinden und den neutralen ausgleich finden. Man sollte eingreifen wenn ein Kind von mehreren Leuten verprügelt wird klar aber genauso sollte man auch den Vergewaltiger vor dem wütendem Mob schützen. Zuviel Gutes ist oft auch nicht das beste ;)

Das er danach verurteilt wird, nach geltendem Recht, ist eine andere Sache.

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#11

RE: Fragen zum Kodex

in Fragerunde 09.12.2014 15:24
von Tyrus • 57 Beiträge

Zitat
"Die Macht an sich ist als natürliches Phänomen neutral weder gut noch schlecht. Ein Tsunami der jede Menge Menschen tötet ist nicht böse ein Löwe der die Gazelle frisst ebenso wenig. Delfine töten auch manchmal aus vergnügen das macht sie aber nicht zu bösen Meer-Sith-Lords."


Die Macht an sich ist natürlich weder gut und schlecht. Aber in dem Moment wo sie bewusst angewendet wird, kann sie natürlich guten oder schlechten Zwecken dienen. Beispiele davon, dass es Dinge gibt, in denen Macht wirkt, wo wir sie nicht "an sich" als gut oder schlecht, sondern nur "für uns" als gut oder schlecht betrachten können, sind insofern noch kein Argument dagegen, dass die Machtanwendung bei Menschen ethisch relevant ist.


Zitat
Ich glaube ebenso das deine Handlungen völlig irrelevant für die Macht an sich ist. Solltest du jemanden töten heist das noch nicht das du ein schlechter Mensch bist und nun der dunklen Seite "verfällst". Es könnte sich ebenso um einen Unfall oder Notwehr handeln. Und selbst Leute die Berufsverbrecher sind können sich für ihre Taten mit schlechter Erziehung oder sogar dem "Verbrechergen" rechtfertigen.


Was du sagst ändert nichts daran, dass sie ihre Macht auf gute oder schlechte Weise einsetzen können. Wie dies gerechtfertigt oder kausal verursacht wird oder was dies für den Charakter eines Menschen langfristig bedeutet sind andere Fragen.

Zitat
"Ich denke das ist ein bisschen Menschliches Schubladendenken es gibt Gute und Schlechte Taten. Sowas sollte ein Jedi überwinden und den neutralen ausgleich finden. Man sollte eingreifen wenn ein Kind von mehreren Leuten verprügelt wird klar aber genauso sollte man auch den Vergewaltiger vor dem wütendem Mob schützen. Zuviel Gutes ist oft auch nicht das beste"


Es ist klar, dass eine kantische Ethik, die sagt: Es ist immer in jeder Situation z. B. falsch zu lügen, nicht der Realität gerecht wird. Der Kontext definiert oft, ob ein und dieselbe Tat angebracht oder unangebracht war. Nichtsdestotrotz kann man diese Taten - unter Einbeziehung des Kontextes - ethisch bewerten. Die gute Handlung ist die, die der Situation entsprechend angemessen ist. Hier kann man nicht von "zuviel gutem" sprechen - dies macht nur Sinn, wenn die ethisch guten Handlungen kontextlos definiert werden, und deshalb faktisch schlecht sein können. Das ist dann aber nicht das Problem, dass die Handlung zu gut ist, sondern das der Maßstab, mit dem die Handlungen gemessen werden, schlecht ist.

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#12

RE: Fragen zum Kodex

in Fragerunde 09.12.2014 15:52
von Aganto • 2.074 Beiträge

Zitat von Tyrus im Beitrag #11

Die Macht an sich ist natürlich weder gut und schlecht. Aber in dem Moment wo sie bewusst angewendet wird, kann sie natürlich guten oder schlechten Zwecken dienen. Beispiele davon, dass es Dinge gibt, in denen Macht wirkt, wo wir sie nicht "an sich" als gut oder schlecht, sondern nur "für uns" als gut oder schlecht betrachten können, sind insofern noch kein Argument dagegen, dass die Machtanwendung bei Menschen ethisch relevant ist.



Du stellst dir das mit der "Macht" in meinen Augen zu instrumentalisiert vor.
Die Macht ist immerhin keine Waffe die gegen jemanden gerichtet werden kann.
Was ich unter der Macht verstehe, und da können die Ansichten auseinander gehen, denn der Kodex lehnt eine Definition nicht grundlos ab, kann schlechten Zwecken gar nicht dienen.
Das wäre genauso als würde jemand sagen er nutzt das Gefühl das jemand hat, wenn er das erste mal die Welt als ganzes vom Weltraum aus sieht, für schlechte Zwecke.
Das geht allenfalls in sehr abenteuerlichen Gedankenexperimenten ^^


Lerne das unbeherrschbare zu vermeiden und das unvermeidbare zu beherrschen.
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#13

RE: Fragen zum Kodex

in Fragerunde 09.12.2014 17:24
von Leito (gelöscht)
avatar

Ich finde die Aussage das die Art der Anwendung der Macht ihre Gesinnung ausmacht für schwach.

A) die Macht ist nicht wirklich ein Werkzeug das man bei Bedarf benutzen kann. Auch wenn es dazu andere Meinungen gibt. Und selbst wenn, ist der Revolver böse wenn er denn Menschen tötet ?

B) Der Mensch der falsch (böse) handelt nutzt die dunkle Seite weil die Tat eben nicht gut ist ?
Hier stellt sich die Frage wer entscheidet was richtig oder falsch ist. Die handelnde Person? Wohl kaum Hitler hielt es für eine richtige und notwendige Maßnahme tausende Juden zu töten. Er handelte also in der Hellen Seite weil diese Tat, in seiner Vorstellung, unumgänglich und für das größere Wohl notwendig war?
Oder entscheidet die Gesellschaft was richtig und falsch ist ? Die Mayas fanden es gut und notwendig zahlose Menschen zu opfern.
Ich hoffe du verstehst was ich damit sagen möchte
Wie gesagt gut und böse sind Schubladen die sich Menschen geschaffen haben, die Macht als Naturkonstante da hinein pressen zu wollen ist nur schwer bis garnicht möglich.

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#14

RE: Fragen zum Kodex

in Fragerunde 09.12.2014 18:19
von Tyrus • 57 Beiträge

Zitat
A) die Macht ist nicht wirklich ein Werkzeug das man bei Bedarf benutzen kann. Auch wenn es dazu andere Meinungen gibt. Und selbst wenn, ist der Revolver böse wenn er denn Menschen tötet ?



Natürlich ist die Macht ein Werkzeug. Ich nutze sie, wenn ich eine Tür aufmache, etwas werfe oder wenn ich springe oder laufe. In diesem Moment nutze ich meine Macht dies zu tun. Was soll die Macht sonst sein? Eine metaphysische Größe, die auf manche Taten zutrifft und daran beteilgit ist, die übernatürlich sind? Das scheint in unserem Universum wenig Sinn zu machen, selbst wenn es in einer anderen möglichen Welt Sinn machen könnte. Der Revolver ist natürlich nicht böse, auch wenn er Teil einer Machtanwendung ist - der Effekt der Machtanwendung bestimmt, ob die Handlung gut oder böse ist und ob die helle oder die dunkle Seite der Macht genutzt wurde. Man sollte Unterscheiden von Macht, die in Dingen oder Strukturen liegt, wie dem Wind oder einer Waffe und der Macht, die ein Lebewesen anwendet um seine Ziele zu erreichen. Der Revolver hat keine Ziele, wenn er schießt, ein Mensch aber schon. Und diese Ziele lassen sich ethisch bewerten.

Zitat
Hier stellt sich die Frage wer entscheidet was richtig oder falsch ist.


Was richtig oder falsch ist sind Fakten, die in der Natur liegen, unabhängig davon, was Einzelpersonen oder Gesellschaften davon denken. Die Ethik ist kein Relativismus, in dem sich jeder raussuchen kann, was für ihn oder seine Gesellschaft gut ist. Natürlich ist die Ethik jedoch kontextsensitiv, d. h., dass in einer bestimmten Situation eine Handlung richtig sein mag, die in einer anderen Situation falsch ist - das ist aber mit Relativismus nicht identisch, denn es gibt auch in dieser Situation eine angemessene Reaktion und viele mehr oder weniger unangemessene Reaktionen.

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#15

RE: Fragen zum Kodex

in Fragerunde 09.12.2014 20:16
von Aganto • 2.074 Beiträge

Zitat
Was richtig oder falsch ist sind Fakten, die in der Natur liegen, unabhängig davon, was Einzelpersonen oder Gesellschaften davon denken.



Wenn man es anhand bestimmter Parameter bemisst ja.
Das Problem ist, dass es dafür keine absoluten Parameter gibt, sondern diese ja selbst von Menschen mehr oder weniger willkürlich gewählt werden.


Zitat
Was soll die Macht sonst sein? Eine metaphysische Größe, die auf manche Taten zutrifft und daran beteilgit ist, die übernatürlich sind? Das scheint in unserem Universum wenig Sinn zu machen, selbst wenn es in einer anderen möglichen Welt Sinn machen könnte.



Weder noch.
Aber das spielt auch keine Rolle, weil es theoretisch nunmal nicht von außen betrachtet werden kann.
Du legst eine andere Begrifflichkeit zugrunde als ich, folglich haben auch deine Schlussfolgerungen mit dem Machtbegriff, den ich meine nichts zu tun, sondern beziehen sich lediglich auf den Machtbegriff den du logischerweise aufstellst.


Zitat
Natürlich ist die Macht ein Werkzeug. Ich nutze sie, wenn ich eine Tür aufmache, etwas werfe oder wenn ich springe oder laufe. In diesem Moment nutze ich meine Macht dies zu tun.



Das klingt einfach als würdest du es mit der Gewalt gleichsetzen, die du über irgendeinen Sachverhalt ausüben kannst.
Nun dafür brauche ich einerseits keinen eigenen Begriff definieren, andererseits hat es nichts mit dem zu tun was irgendwer den ich sonst kenne mit "Der Macht" in Verbindung bringen würde.


Lerne das unbeherrschbare zu vermeiden und das unvermeidbare zu beherrschen.
zuletzt bearbeitet 09.12.2014 20:16 | nach oben springen

#16

RE: Fragen zum Kodex

in Fragerunde 09.12.2014 20:28
von Tyrus • 57 Beiträge

Zitat
Das klingt einfach als würdest du es mit der Gewalt gleichsetzen, die du über irgendeinen Sachverhalt ausüben kannst.
Nun dafür brauche ich einerseits keinen eigenen Begriff definieren, andererseits hat es nichts mit dem zu tun was irgendwer den ich sonst kenne mit "Der Macht" in Verbindung bringen würde.


Gewalt ist ja ein ethisch dichter Begriff. Macht heißt ja im normalen Sprachgebrauch nicht, Gewalt über etwas auszuüben, sondern die Möglichkeit oder Fähigkeit zu haben, etwas zu tun. Wofür man seine Macht nutzt, kann Selbstentfaltung oder Hilfe für andere sein, es kann auch Gewalt sein, aber diese ist nicht mit Macht identisch. In der Tat verwende ich den Macht-Begriff in einem "realistischen" Sinn, so wie ihn normale Menschen gebrauchen würden und nicht in einem metaphysischen oder irgendwie spirituellen Sinn.

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#17

RE: Fragen zum Kodex

in Fragerunde 09.12.2014 20:52
von Aganto • 2.074 Beiträge

Man kann Gewalt sicher auf unterschiedliche Weisen sehen.
Es wird natürlich gern nur der Spezialfall der Gewalt betrachtet bei der es meist um körperliche Gewalt gegen andere Menschen geht.
Ich für meinen Teil versuche derlei Vereinfachungen zu vermeiden.
Deshalb halte ich es da eher mit der altmodischen Definition nach der Gewalt lediglich "das Vermögen zur Durchführung einer Handlung, die den inneren oder wesentlichen Kern einer Angelegenheit oder Struktur (be)trifft" darstellt.

Zitat
In der Tat verwende ich den Macht-Begriff in einem "realistischen" Sinn, so wie ihn normale Menschen gebrauchen würden und nicht in einem metaphysischen oder irgendwie spirituellen Sinn.



Was ist in deinen Augen denn Metaphysik?

Und was ist ein "realistischer" Sinn?
Was würde denn davon ausgeschlossen werden?
Sowohl Metaphysik als auch Spiritualität sind dazu ja keinerlei Gegensätze.


Lerne das unbeherrschbare zu vermeiden und das unvermeidbare zu beherrschen.
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#18

RE: Fragen zum Kodex

in Fragerunde 09.12.2014 21:09
von Tyrus • 57 Beiträge

Zitat
"Was ist in deinen Augen denn Metaphysik?

Und was ist ein "realistischer" Sinn?
Was würde denn davon ausgeschlossen werden?
Sowohl Metaphysik als auch Spiritualität sind dazu ja keinerlei Gegensätze.


In der Tat habe ich oben "Metaphysik" nicht im philosophischen Sinn gebraucht (der besagt, dass Metaphysik sich mit den allgemeinsten Strukturen der Wirklichkeit auseinandersetzt), sondern eher in einem umgangssprachlichen Sinne, nach dem Dinge metaphysisch sind, die "über" der Physik stehen, also sich nicht mehr wirklich erklären lassen. Wovon ich mich eigentlich nur abgrenzen wollte, ist ein Verständnis von Macht, das hiermit übernatürliche Phänomene meint, wie dies in den Star-Wars-Filmen der Fall ist. Dies macht in meinen Augen in unserem Universum keinen Sinn, da sich die Phänomene, auf die sich Star Wars mit der Macht bezieht, ja nicht in unserer Welt ebenso abspielen können. Vielleicht trifft der obigen Beitrag auch nicht genau das, worauf ich hinauswollte.

Mit Spiritualität habe ich eher spezifisch den religiösen Sinn davon gemeint, bei dem Spiritualität für die Vorstellung einer geistigen Verbindung zum Transzendenten, dem Jenseits oder der Unendlichkeit darstellt.

Da ich die Befürchtung habe, dass die Debatte vielleicht in die Richtung geht, dass hier zwei Extrempositionen aufgemacht werden, von denen eine schließlich die des Ordens hier und die andere die meine Position ist, vielleicht hiernoch einmal eine Klarstellung, worum es mir geht:

a) Ich habe im Prinzip nichts dagegen, wenn man den Jediismus auf eine Einheitserfahrung mit allem Sein hingerichtet verstehen will. Ich glaube aber, dass der Fokus hier etwas zu weit gefasst ist, und die Gefahr besteht, dabei den Wert des Lebens in den Hintergrund zu rücken.

b) Ich habe auch nichts dagegen, wenn man die Macht irgendwie als allgegenwärtig betrachtet und als das Universum durchfließend betrachtet. Aber auch hier glaube ich, dass der Fokus zu weit ist, und es eher darum geht, die Macht darauf hinzulenken, das Leben zu beschützen und zu erhalten. Und in diesem Falle ist natürlich die Macht, die von menschlichen Handlungen ausgeht, zentraler - und natürlich ist es in diesem Falle auch wichtig, zwischen einer dunklen und einer hellen Seite der Macht zu unterscheiden

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#19

RE: Fragen zum Kodex

in Fragerunde 09.12.2014 22:00
von Aganto • 2.074 Beiträge

Zitat
a) Ich habe im Prinzip nichts dagegen, wenn man den Jediismus auf eine Einheitserfahrung mit allem Sein hingerichtet verstehen will. Ich glaube aber, dass der Fokus hier etwas zu weit gefasst ist, und die Gefahr besteht, dabei den Wert des Lebens in den Hintergrund zu rücken.



Der Jediismus ist nicht auf eine Einheitserfahrung mit allem Sein hingerichtet. Es ist vielmehr so, dass du um diese EInheitserfahrung von selbst nicht drumrum kommst, wenn du über einen längeren Zeitraum diszipliniert meditierst.
Wir akzeptieren sie als entsprechende Folge.
So wie wir gesteigertes Selbstvertrauen akzeptieren, dass zwangsweise aus der vertieften Fertigkeit zur Selbstverteidigung resultiert.


Zitat
b) Ich habe auch nichts dagegen, wenn man die Macht irgendwie als allgegenwärtig betrachtet und als das Universum durchfließend betrachtet. Aber auch hier glaube ich, dass der Fokus zu weit ist, und es eher darum geht, die Macht darauf hinzulenken, das Leben zu beschützen und zu erhalten. Und in diesem Falle ist natürlich die Macht, die von menschlichen Handlungen ausgeht, zentraler - und natürlich ist es in diesem Falle auch wichtig, zwischen einer dunklen und einer hellen Seite der Macht zu unterscheiden



Die meisten würden "die Macht" nicht so definieren wie du, folglich sind sie auch von deinen Schlussfolgerungen nicht betroffen.
Du hast die Freiheit darunter zu verstehen was du willst. Ebenso hat jeder andere die seinige.
Der einzige Abstrich wird sein, dass du halt immer mit jemand anderem aneinander vorbeiredest, wenn du immer genau von deiner Definition ausgehst und dein Gegenüber von einer anderen.


Lerne das unbeherrschbare zu vermeiden und das unvermeidbare zu beherrschen.
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#20

RE: Fragen zum Kodex

in Fragerunde 28.12.2014 13:49
von Aganto • 2.074 Beiträge

Zitat von Tyrus im Beitrag #1

"Alles Seiende ist Energie."
Was ist hier mit Energie gemeint? Energie kommt ja aus dem altgriechischen und ist zusammengesetzt aus en („innen“) und ergon („Wirken“).
Ist mit dem Satz gemeint, dass das Seiende jene Grundlage ist, aus der heraus "Wirken" möglich ist und stattfindet.



Um mal einen anderen Ansatz anzugehen. Du könntest dem "sein" auch Descartes' "Cogito ergo sum" zugrunde legen und daraus folgend als Grundbaustein des "seins" den Gedanken selbst sehen. Damit könnte man die genannte Energie als ein, dem ,zum Denken befähigten, Bewusstsein inhärentes Element betrachten. Es wäre dann weniger die Energie im physikalischen Sinn gemeint, die zugleich überall in unterschiedlicher Form vorliegt, sondern eher das Wirken aus unserem Bewusstsein heraus. Womit wir direkt zum folgenden kommen:


Zitat
"Der Jedi dient als Resonanzgefäß der Macht und agiert in Harmonie mit der Welt."
Resonanz kommt aus dem lateinischen resonare und bedeutet „widerhallen“, bzw. mitschwingen. Man könnte dies so verstehen, dass der Jedi rein passiv jenen Inhalten folgt, die ihm das Gespür für die Macht eingibt. Die Macht selber ist aber weder gut noch böses, sondern sie hat ein helle und dunkle Seite. Müsste es also nicht vielmehr heißen, dass der Jedi die Macht in die Richtung der hellen Seite hin bündelt?



Wenn man die Macht, so wie ich, vor allem als eben jenes Enigma betrachtet, das uns des "befreiten" Bewusstseins befähigt, dessen Potenzial mindestens jedem Menschen innewohnt und welches man im Zen als "Buddhanatur" zu umschreiben pflegt.
Es geht dann darum sein Bewusstsein zu einem Resonanzgefäß dieser Macht zu formen, im Anschluss in Harmonie mit der Welt zu sein ist automatische Folge dessen, weil das wiederum erforderlich ist diesen Zustand überhaupt zu erreichen.
Gehen wir noch weiter ist "Er übt sich im Verständnis und im Umgang mit der Macht" lediglich der Ansatz all diese Wirkungen und Rückkopplungen nicht nur zu erleben, sondern auch zu verstehen und sie bewusst zu nutzen.

Um das ganze nochmal zusammenzufassen, weil ich vermute, dass das doch eher schwer zu erfassen ist:

Energie → All die Kraft die unseren Gedanken zugrunde liegt und aus der sie erst entstehen. Wo diese Energie fehlt entsteht kein Bewusstsein.
Macht → Etwas was uns dazu befähigt dieses Bewusstsein nicht einfach passieren zu lassen, sondern zu diversen Zuständen zu führen, die im Detail unterschiedlich sein können, im Kern aber allesamt von hoher Klarheit und Reinheit zu sein pflegen.

Das Problem: Ich habe keine Ahnung was die Macht genau ist und alles was ich tun könnte um eine klarere absolut konkrete Antwort darauf zu geben, was sie ist, wäre, vergleichbar mit diversen religiösen heiligen Schriften, einfach irgendetwas was mir in den Sinn kommt als absolute Wahrheit zu definieren, was logischerweise keine Option ist.


Lerne das unbeherrschbare zu vermeiden und das unvermeidbare zu beherrschen.
zuletzt bearbeitet 28.12.2014 13:54 | nach oben springen

#21

RE: Fragen zum Kodex

in Fragerunde 19.04.2016 15:37
von Gast
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Hallo alle zusammen.

"1.c. Training der Macht
Alles Seiende ist Energie.
Der Jedi dient als Resonanzgefäß der Macht und agiert in Harmonie mit der Welt.
Er übt sich im Verständnis und im Umgang mit der Macht. "

Was kann man sich hier unter Training vorstellen?

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#22

RE: Fragen zum Kodex

in Fragerunde 19.04.2016 16:47
von Aganto • 2.074 Beiträge

Grundsätzlich schreiben wir niemandem vor, was er unter dem Machtbegriff zu verstehen hat, entsprechend gibt es auch keinen Lehrplan oder etwas in der Richtung um sich dahingehend zu entwickeln.

Der erste Kodexpunkt aus dem diese Zeilen stammen beschäftigt sich mit den 3 grundlegenden Elementen "Körper", "Geist" und "Macht".
Das körperliche ist für jeden leicht beobachtbar und nachvollziehbar.
Der Intellekt als Produkt unseres Geistes ist schwer zu beobachten, aber dennoch noch ohne größere Probleme nachvollziehbar.
Die "Macht" sehe ich als den dritten, manch einer würde sagen "spirituellen", Aspekt der ohne weiteres weder beobachtbar noch nachvollziehbar ist, er muss erlebt werden.

Die Macht sehe ich persönlich also als dritten Aspekt neben Körper und Geist, wie ich die Weisheit als dritten Aspekt neben Stärke und Verstand sehe.
Die Stärke entwächst dem Körper.
Der Verstand entwächst dem Geist.
Und die Weisheit entwächst demzufolge der Macht.

Dabei stützten sich in der Vergangenheit viele Mitglieder auf eine Weisheitsvorstellung wie die folgende:

Zitat
Weisheit ist die Harmonie zwischen unserem Geist und den Gesetzen der Wirklichkeit, unserem Denken und der Wahrheit. Ich denke, sie ist in der Lage, den Kern der Sache zu Erkennen, und eine ganzheitliche Lösung zu finden. Sie ist Ausdruck unserer schöpferischen, von der Macht gegebenen Gefühle, einem umfassenden Wissen und Willen ganzheitlich zu Sehen und zu Handeln.



Wer dieser Prämisse folgend also die "Macht" trainieren will steht vor der großen Herausforderung einen Aspekt zu schärfen, der viel schwieriger zu trainieren ist als Intellekt oder körperliche Leistungsfähigkeit. Der Absatz gibt dazu aber bereits Auskunft:

Zitat
Der Jedi dient als Resonanzgefäß der Macht und agiert in Harmonie mit der Welt.


Was bedeutet das? Wer ein Bewusstsein über die oberflächliche Welt hinaus erlangen will muss sich als Gefäß verstehen. Dein Bewusstsein ist wie ein Raum voller Rauch in dem du kaum mehr etwas erkennen kannst. Sicherlich kannst du darin jetzt herum wedeln wie verrückt in der Hoffnung den Rauch zu vertreiben. Aber wenn du dein Bewusstsein wirklich aufklaren willst, musst du das Fenster aufmachen, dich auf deinen Hintern setzen, und mal 10 Minuten warten.

Zitat
Er übt sich im Verständnis und im Umgang mit der Macht.



Dieses Verständnis ist der Schlüssel.
Wenn du das erlangt hast fließt die Erkenntnis ohne Hindernis durch dich hindurch, wie Wasser über ein Lotusblatt.

Wir üben uns in Meditation, setzen uns mit Weisheiten aus der Vergangenheit auseinander und lassen entsprechende Aspekte sogar in das Kampftraining einfließen, damit ein jeder von uns für sich zu beantworten lernt, was die "Macht" für ihn bedeutet.
Meine Ausführungen hier dienen dazu, damit du verstehst wie es in etwa gemeint ist.
Aber der Kern des Weges ist, dass du die Antwort für dich selbst findest, nicht die, dass sie dir jemand sagt.


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